Eigentlich müsste die Demokratische Republik Kongo aufgrund ihrer enormen Bodenschätze eines der reichsten Länder der Welt sein. Eigentlich. Stattdessen ist der Kongo bettelarm und belegt im Human-Development-Index Platz 176. Von nur 188 wohlbemerkt.
Wie kann das sein?
Eine Antwort gab am Sonntag ein sehr empfehlenswerter ARD-Bericht über die Enthüllung der sogenannten #ParadisePapers. Beispielhaft für die Ausbeutung rohstoffreicher afrikanischer Staaten durch internationale Großkonzerne wurde hier thematisiert wie Lizenzen für Kupfer- und Cobalt-Mienen im Kongo zu viel zu geringen Preisen den Besitzer wechseln.
Am Anfang steht eine Forderung des Kongos. Da diese Rohstoffkonzernen wie beispielsweise GLENCORE (Schweiz) offenbar zu hoch erscheint, wird ein fragwürdiger israelischer Geschäftsmann eingeschaltet. Nach kurzer Zeit kommt plötzlich eine Einigung zustande. Der Verdacht liegt mehr als nahe, dass hierfür Schmiergeld in die Taschen der kongolesischen Geschäftspartner befördert wurde. Im Ergebnis führt das dazu, dass einige wenige korrupte Politiker und Manager im Geld schwimmen, während der kongolesischen Gesellschaft aufgrund der nun wesentlich geringeren Mienenerlöse Milliarden entgehen.
Und der Verdacht scheint sich tatsächlich zu bewahrheiten. Aufgrund vieler Korruptionsvorwürfe hat sich auch ein renommierter Think-Tank mit dem Thema beschäftigt und beispielhaft fünf Mienen-Deals aus den Jahren 2010 – 2012 unter die Lupe genommen. Das Ergebnis: Allein bei diesen 5 Geschäften entgingen dem Kongo 1,36 MRD. Dollar. Laut Bericht das Doppelte der beiden zusammengenommenen (!) Etats für Bildung und Gesundheit in dem afrikanischen Staat. Und das in einem Land, in dem fast 20% der Kinder innerhalb ihrer ersten 5 Lebensjahre sterben.
Es bedarf keiner großen Fähigkeiten, um sich zu überlegen wieso Europa für viele Afrikaner ein erstrebenswertes Ziel ist und wieso sich so viele Menschen aus der ganzen Welt auf den Weg zu uns machen. Es mag dabei einige Krisen auf der Welt geben, die Flüchtlinge „produzieren“ und auf die wir leider keinen wirklichen Einfluss haben. Die systematische Ausbeutung des Afrikanischen Kontinents liegt allerdings fest in unserer Hand.
Dass wir in Deutschland nicht unbegrenzt Menschen aufnehmen können ist klar. Wenn wir unsere Mitmenschlichkeit allerdings nicht ganz aufgeben wollen, dann muss die Politik neben dem reinen Schutz der EU-Außengrenzen auch endlich etwas gegen die Fluchtursachen unternehmen. Denn bisher erscheint das angebliche Ziel der „Bekämpfung der Fluchtursachen“ eher als rhetorische Beruhigungspille für das Gewissen der Wähler. An den Flüchtlingszahlen und vor allem dem Elend vor Ort ändert das wenig.
© Screenshot Foto und Quelle der Daten: „Paradise Papers: Geheime Geschäfte – Die Milliarden-Deals der Rohstoffkonzerne„.