Wer die Forderung nach einer besseren finanziellen Ausstattung der Bundeswehr pauschal als Kriegstreiberei oder unnötiges Wettrüsten bezeichnet, dem sei die nüchterne und gleichzeitig beschämende Bestandsaufnahme des Wehrbeauftragten empfohlen, die er heute im Rahmen seines Jahresberichts präsentiert hat.

„Die Materiallage bleibt dramatisch schlecht. An manchen Stellen ist sie noch schlechter geworden. Zum Jahresende waren sechs von sechs deutschen U-Booten außer Betrieb. Zeitweise flog von mittlerweile 14 in Dienst gestellten Airbus A400M-Maschinen keine einzige.“

– Hans-Peter Bartels, Wehrbeauftragter des Bundestages

Diplomatie muss immer die absolute Maxime politischen Handelns sein. Und es ist gut, dass wir die Zeiten in der jeder Konflikt direkt militärisch ausgetragen wurde überwunden haben. Aber die Wirksamkeit der Diplomatie basiert maßgeblich auf einer glaubhaften Stärke. Nur wenn ein Aggressor ernsthaft mit Konsequenzen rechnen muss, wird er sich am Verhandlungstisch bewegen. Daraus zieht die Diplomatie ihre Kraft.

Wer sich mit Bundeswehrsoldaten unterhält, der kommt gar nicht daran vorbei sich intensiver mit dem Thema zu befassen. Der chronische Materialmangel ist dabei nur eine Facette. Mindestens genauso bedenklich ist der Personalmangel.

Mit „Bedarf schafft Eignung“ hat sich für diesen Missstand bei Teilen der Soldaten schon ein eigener Begriff entwickelt: Viel zu wenige Menschen bewerben sich für zu viele freie Stellen. Folglich führt der enorme Bedarf dazu, dass auch weniger geeignete Kandidaten eingestellt werden. Die Bundeswehr als Institution kann dafür Nichts, sie muss mit den vorhandenen Ressourcen und Rahmenbedingungen umgehen.

Vielmehr muss die Politik endlich dafür sorgen, dass nicht einfach Eintrittshürden gesenkt werden müssen, sondern dass sich die Rahmenbedingungen in der Truppe spürbar verbessern. So wie jedes vernünftige Unternehmen bei Personalmangel auch erst einmal in die eigene Attraktivität investieren sollte, statt Abstriche bei der Qualität der eigenen Mitarbeiter zu machen.

Bei der Bundeswehr riskieren tausende Menschen ihr Leben. Manche vielleicht aus Abenteuerlust, aber ein großer Teil vor allem, um unsere demokratisch-freiheitliche Grundordnung gegen verschiedenste Feinde weltweit zu verteidigen.

Dass wir es als Gesellschaft zulassen, dass es diesen Menschen an essentiellem und überlebenswichtigem Material wie Schutzwesten oder ähnlichem hapert ist eigentlich blanker Hohn.

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